Sommercamp-Schnipsel
zusammengestellt von Barbara Stützel
Noch einen Artikel schreiben, wo es so viele spannende inhaltliche Stellen im Sommercamp gab? Nein – ich stelle einfach einige Zitate aus Vorträgen zusammen, die sich rund um das Motto des Festivals bewegten: „Zärtlich bleiben in der Krise“.
Das ZEGG im Kontext von Werten und Welt
Vortrag von Georg Lohmann, Sommercamp, 5.8.2022
In seinem Vortrag im Sommercamp spricht Georg aus persönlicher Sicht über Aspekte der drei Hauptwerte im ZEGG: Verantwortung für die Zukunft des Lebens – spirituelles Bewusstsein leben – Liebe.
Stimmen zum Pfingsfestival 2022 - "Der Wind weht immer in Richtung Paradies"
„Herz, Sex und Spirit – Quellen unserer Menschlichkeit in einer fragmentierten Zeit“
Für viele war es das erste Mal, wieder in einer großen Gruppe zu sein. Das Großzelt wurde Heimat für 199 Gäste und die ZEGG Gemeinschaft. Einige Resumées des letzten Tages, aufgefangen von Alicia Dieminger
Matthias: „Ich habe nach dem Vormittag im Großzelt ein Wunder erlebt: Plötzlich hat sich die Dynamik zwischen meiner Freundin und mir verändert, so dass die Liebe mehr fließen kann. Das mag kitschig klingen, aber sie und auch mich hat was tief berührt bei dem Vortrag und Film. Eine gewisse Verachtung für Männer durch Frauen war nicht mehr da, ein sonst spürbares Gegeneinander. Statt dessen gab es ein Miteinander.
Ressourcen im ZEGG – eine Forschungsreise
von Barbara Stützel
Anfang Mai gestalteten wir im ZEGG eine Matinée: das sind unsere Sonntagstreffen, in denen wir uns fortbilden oder mit Themen tiefer auseinandersetzen. Dieses Mal ging es um mehr Bewusstsein über unsere Ressourcen. Denn in Krisenzeiten besteht die Gefahr, immer nur auf die schwierigen Dinge zu schauen. Evolutionär war es einmal sinnvoll, sich vor allem mit dem zu beschäftigen, wo Gefahr lauerte. Heute werden wir täglich von Gefahrennachrichten überschüttet. Um dadurch nicht auszubrennen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf das lenken, was funktioniert.
Präsenz und Konflikttransformation: neue Erkenntnisse
Ein Workshop mit Daniel auf der Mauer
von Alicia Dieminger
Was bedeutet Präsenz? Und warum ist sie so wichtig für Konflikttransformation und Gemeinschaftsbildung?
Präsenz bedeutet, dass ich anwesend bin. Sie ist mehr als Achtsamkeit und braucht ein im Hier & Jetzt im Körper sein und wahrnehmen. Unser Nervensystem kann sehr fein wahrnehmen, ob der andere Mensch wirklich da ist. Oder ob er zwar körperlich anwesend, aber innerlich anderweitig beschäftig oder emotional blockiert ist. Dann spüren wir Absenz, eine mentale und emotionale Abwesenheit.
Dieses Fehlen von Einstimmung und Begegnung gehörte zu vielen Kindheiten und kann zu alten Wunden und Strategien der Beziehungssicherung führen.
Zukunftsvisionen für das ZEGG und die Welt
Kurzinterviews mit neuen und jungen Menschen in der Gemeinschaft: Franzi (34), Nickel (26), Eivind (40) und Leon (31) im Gespräch mit Alicia Dieminger
Franzi (34, seit 15 Monaten im ZEGG): Authentizität statt Selbstoptimierung
1. Warum bist du in's ZEGG gekommen?
Ich wollte an einem Ort leben, an dem sich Menschen reflektieren, ihre Rolle in Beziehungen und in der Welt. Und sich mit Transformation beschäftigen. Ich war auf der Suche nach dem „Kleber“, der Gemeinschaft zusammenhält: ist der einfach da oder müssen wir ihn immer wieder herstellen?
2. Was ist deine Vision für’s ZEGG? Wozu möchtest du beitragen?
Ein ZEGG, das sich ganz transparent macht. Dass wir in Gemeinschaft ehrlich teilen, was wir gerade wahrnehmen. Dass wir nahbar sind und unsere Erkenntnisse, Fehler und auch unser Nichtwissen teilen. Dass wir ein Vorbild für Authentizität sind, für die Demut aus Vergangenem zu lernen und weiter offen zu sein. Für ein Dableiben, auch in der Krise. Gemeinsam etwas durchzustehen schweißt zusammen: vielleicht ist das ja der „Kleber“?
Veränderungen durch den Gemeinschaftskurs 2022
Andreas Borucki berichtet über seine persönlichen Erfahrungen im fünfwöchigen Gemeinschaftskurs März/ April 2022. Dieser Kurs ist eine Voraussetzung für den Einstieg im ZEGG, viele der Teilnehmer:innen bleiben danach auch für ein weiteres halbes Jahr als Saisonmitarbeiter:innen im ZEGG.
Mir war bewusst, dass ich in einem schlechtem Zustand im ZEGG ankam, ich war vorher lange krank gewesen. Ich versuchte etwas gegenzusteuern, rotes Hemd, neuer Haarschnitt, Haare und Bart lackschwarz gefärbt, ein etwas müder Auftritt, aber mit Attitüde, stolz wie ein Spanier oder eher Harald Glöckler.
Alle Frauen lachten mich an, vom Empfang bis zur Dorfkneipe. Die Teilnehmer:innen im Gemeinschaftskurs waren auch super nett. Ich war es auch. Ich kam anfangs mit den Übungen gut mit, ich hatte ja GFK-Erfahrung. Dann wurde es herausfordernder. Es gab eine Partner-Übung: Was wäre wenn das ABSOLUT ERLAUBT wäre?