Kurzinterviews mit neuen und jungen Menschen in der Gemeinschaft: Franzi (34), Nickel (26), Eivind (40) und Leon (31) im Gespräch mit Alicia Dieminger
Franzi (34, seit 15 Monaten im ZEGG): Authentizität statt Selbstoptimierung
1. Warum bist du in's ZEGG gekommen?
Ich wollte an einem Ort leben, an dem sich Menschen reflektieren, ihre Rolle in Beziehungen und in der Welt. Und sich mit Transformation beschäftigen. Ich war auf der Suche nach dem „Kleber“, der Gemeinschaft zusammenhält: ist der einfach da oder müssen wir ihn immer wieder herstellen?
2. Was ist deine Vision für’s ZEGG? Wozu möchtest du beitragen?
Ein ZEGG, das sich ganz transparent macht. Dass wir in Gemeinschaft ehrlich teilen, was wir gerade wahrnehmen. Dass wir nahbar sind und unsere Erkenntnisse, Fehler und auch unser Nichtwissen teilen. Dass wir ein Vorbild für Authentizität sind, für die Demut aus Vergangenem zu lernen und weiter offen zu sein. Für ein Dableiben, auch in der Krise. Gemeinsam etwas durchzustehen schweißt zusammen: vielleicht ist das ja der „Kleber“?
3. Was wünschst du dir für die Welt und wie kann das ZEGG dazu beitragen?
Dass sich Menschen einlassen, auch da, wo es schwerfällt. Das kann man im ZEGG und in Gemeinschaft gut lernen. Aufhören, alles anders haben zu wollen. Annahme und Hingabe zu üben. Paradoxes aushalten zu können und Dinge, die mir vielleicht nicht gefallen. Widersprüchliches integrieren und darauf vertrauen, dass wir uns weiter bewegen, auch ohne Optimierungsdruck und dass wir immer Teil von etwas Größerem sind. Konkret möchte ich mich für den Generationswechsel einsetzen und schauen, was dieser bedeutet und braucht, z.B. wenn wir übergehen vom alten Einzelkämpfertum zu einem sich gemeinsam Getragenfühlen.
Nickel (26, seit 2 Monaten im ZEGG): Ich möchte mehr Klänge hören und bunte Diversität!
1. Warum bist du in’s ZEGG gekommen?
Die Suche nach einem Ort, wo Themen wie persönliches Wachstum, freie Liebe, Spiritualität und Gemeinschaftsbildung erforscht werden. Die Suche nach einer Gruppe, die sich wirklich einlässt.
2. Was ist deine Vision für’s ZEGG? Wozu möchtest du beitragen?
Soziale Strukturen und Räume erschaffen, damit auch bei einer Gruppengröße von über 100 Menschen und viel Orga Intimität & Zugehörigkeit entstehen können. Und ich möchte mehr Klänge hören und die Musik & Kunst am Platz wieder stärken!
3. Was wünschst du dir für die Welt und wie kann das ZEGG dazu beitragen?
Dass Lebendigkeit gefördert wird und Menschen, die sehr in sich gefangen sind, sich wieder mehr ausdrücken können und eine bunte Diversität entsteht. Das ZEGG trägt durch seine Seminare dazu bei und ist wie eine Lichtzelle. Von diesen Lichtzellen wünsche ich mir noch viel mehr und eine Vernetzung zwischen ihnen. Ich interessiere mich deshalb auch für die Netzwerkarbeit zwischen Gemeinschaften.
Eivind (40, seit 15 Monaten im ZEGG): Nachhaltig leben und das voller Lebendigkeit
1. Warum bist du in's ZEGG gekommen?
Ich kam über die Sommercamps, mich haben die „hellen Prinzipien“ des ZEGG berührt und die zutiefst menschliche Vision, nachhaltig zu leben und das voller Lebendigkeit.
2. Was ist deine Vision für’s ZEGG? Wozu möchtest du beitragen?
Ich schätze sehr, was sie hier aufgebaut haben. Und ich glaube, dass sich in der Welt und speziell Berlin auch vieles weiterbewegt hat und heute das ZEGG von diesen Einflüssen profitieren kann. Ich möchte diese neuen Ideen mit einbringen, z.B. über Polyamorie, Beziehungsanarchie, Queer, BDSM und radikale Ehrlichkeit. Ich möchte in einer WG mit anderen funktional wohnen mit einem hohem Commitment für Klärung und Ehrlichkeit.
3. Was wünschst du dir für die Welt und wie kann das ZEGG dazu beitragen?
Das ZEGG ist für mich so mutig, Visionen auch wirklich zu leben. Hier sind viele Menschen, die sich nicht anpassen und entsprechend ihrer Werte leben und das kann andere Menschen ermutigen, dies auch zu tun. Ich wünsche mir, dass Menschen mehr für das gehen, was ihnen wirklich wichtig ist. Als Ingenieur schätze ich die Infrastruktur hier sehr, die vielen Innovationen um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren: Solar, Heizung, Pflanzenkläranlage, die neue Speicherbatterie, Terra Preta. Auch das kann andere Menschen und Projekte inspirieren.
Leon (31, seit 2 Monaten im ZEGG): Wandlung weg von Heteronormativität und Kapitalismus
1. Warum bist du in’s ZEGG gekommen?
Mir wurde das befremdende Stadtleben aus sozialen und ökologischen Gründen zu viel und ich hatte den Wunsch in Gemeinschaft zu leben. Das ZEGG bietet mir eine gute Möglichkeit mein Wissen in bestimmten Bereichen zu vertiefen, mir dafür Zeit zu nehmen. Und in diese Bereiche ungehalten abzutauchen, während mich ein fürsorgliches und intimes soziales Feld unterstützt.
2. Was ist deine Zukunftsvision für s ZEGG? Wozu möchtest du beitragen?
Ich bin als Freiwilliger nicht mit der Intention gekommen das ZEGG zu verändern. Nach knappen zwei Monaten hier würde ich mir eine Wandlung weg von Heteronormativität wünschen und ein angepasstes LGTBQ+ Kursangebot. Dies führt im besten Fall zu einer Welle neuer junger Menschen, die den Generationenwechsel unterstützen und das in Kleingruppen zurückgezogene Gemeinschatfsleben entzerren. Eine gemeinsame Zukunftsvision und ein Plan bzw. eine Bereitschaft der Umsetzung erscheint mir nur teils und zurückgehalten vorhanden.
3. Was wünschst du dir für die Welt und wie kann das ZEGG dazu beitragen?
Eine Transformation unserer Welt weg von Kapitalismus, der extraktiven Konsumgesellschaft und dem Patriarchat. Eine Umwälzung der in der Gesellschaft tief verwurzelten Werte wie die Sicht die Natur als Ware zu sehen bis hin zur Wiedereinpflegung des Menschen in den natürlichen regenerativen Kreislauf. Hin zu einer Verlangsamung, die es uns ermöglicht wieder zuzuhören und eine Sprache erkennen lässt, die Worte nicht einzufangen vermag.