Heini Staudinger ist Schuhunternehmer. Wer nun aber einen langweiligen Vortrag über Wirtschaftsweisheiten, gespickt mit ein paar Metaphern über gutes Schuhwerk erwartet, wird überrascht sein – denn Heini Staudinger ist vor allem auch leidenschaftlicher Redner. Sein Vortrag vereint einen flammende Appell für eine bessere Welt mit Abenteuergeschichten, Poesie und tiefen Einblicken in sein Leben und seine Firma GEA Waldviertler. Er enthielt, unterstützt von der ZEGG-Festival-Band, sogar ein gemeinsam gesungenes Lied.

 

51346900072 7329afffaf wDer Österreicher war einer der eingeladenen Redner*innen des diesjährigen Sommercamps im ZEGG. Er kam nicht nur für seinen Vortrag sondern nahm sich einige Tage Zeit, um ins ZEGG und die Camp-Atmosphäre einzutauchen und beispielsweise im Kunstcafé mit Bewohner*innen und Gästen in Kontakt zu kommen. Am Samstagvormittag sprach er dann zu „Wertebasiertem Unternehmertum in globaler Solidarität“. In etwas über einer Stunde wurde klar, dass es Mut brauche, um etwas in der Welt zu verändern, und dass es manchmal gut ist, einfach zu machen. Der Vortrag startete mit einem kurzen Video, in dem Heini Staudinger die fehlende Besteuerung für global tätige Versandunternehmen (wie Amazon, Ali Baba) anprangert und endete mit der freien Übersetzung von Liedzeilen aus „Imagine“ von John Lennon: „Mag schon sein, dass du jetzt sagst, ich sei ein Träumer. Mit diesen Träumen aber bin ich nicht allein. Eines Tages, hoffe ich, wirst du einer, von unserer Träumergruppe sein.“ Sein Vortrag changierte zwischen konkreten politischen Appellen und nachdenklichen, intimen Momenten, zum Beispiel als er im Gedenken an einen Freund Rilkes Gedicht „Der Panther“ verlas.

Natürlich ging es dabei auch um die Firma GEA Waldviertler, die immer wieder Wege gesucht hat, zugleich Teil des Systems zu sein und es dennoch zu ändern. Am Bekanntesten ist, wie Heini Staudinger eine Gesetzesänderung anregte, weil er sich Geld von Privatleuten für sein Unternehmen lieh und ihm von der Finanzmarktaufsicht illegale Bankgeschäfte vorgeworfen wurden. Der Fall wurde über Österreich hinaus bekannt und schaffte ein Bewusstsein über die Abhängigkeit von Unternehmen von Banken. Und sorgte schließlich für eine Gesetzesänderung, so dass es nun einfacher für Unternehmen ist, sich von Privatleuten Geld zu leihen. Doch auch an anderen Stellen geht er unkonventionelle Wege – beispielsweise, wenn er mit lokalen Erzeuger*innen zusammenarbeitet, um seinen Beschäftigten kostenlos regionale Produkte wie Obst, Gemüse, Eier, Käse zur Verfügung zu stellen. Oder wenn er in einer Krisensituation der Firma statt klassisch Werbung zu machen, eine Zeitschrift herausgibt, die zwar auch Werbung für seine Produkte enthält, aber darüber hinaus inspirierende Ideen für eine andere Welt. „Wenn wir schon werben müssen, dann möchte ich mit unserer Werbung ‚Brennstoff‘ für Herz und Seele mitliefern.“, so der Firmenleiter. So konnte Heini Staudinger bisher noch jede Krise im Unternehmen abwenden.

Die Angst, so viel ist Heini Staudinger klar, lässt sich nicht einfach verscheuchen. Aber wenn man einen guten Weg findet, mit ihr umzugehen, kann man sie auf ihren Platz weisen, meint der Österreicher. Die Firmengrundsätze von Waldviertler lauten entsprechend 1. Scheiß di ned au! 2. Bitte, sei ned so deppat! und zu guter Letzt Orientiere dich an der Liebe!

Den kompletten Votrag gibt es zum Nachhören und -schauen hier, den kompletten Vormittag mit An- und Abmoderation sowie Musik unter diesem Link.

Die GEA Zeitschrift „brennstoff“ ist hier nachzulesen.