von Annik Trauzettel

Das ZEGG ist ein Ort, an dem Ökologie gelebt wird. Wärme- und Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien auf eine möglichst effiziente Weise sind Standard. Unsere Pflanzenkläranlage kommt ohne Chemikalien aus und durch die Versickerung des Wassers vor Ort bleibt diese wertvolle Ressource in unserer Region. Dass das Gemüse einige hundert Meter entfernt im eigenen Garten angebaut und CO2-neutral mit Handkarren in der Küche angeliefert wird, können Besucher*innen und Bewohner*innen live beobachten. Die Küche bereitet rein vegetarische Speisen zu und eine zunehmende vegane Ausrichtung, die auch von unseren Gästen auf den Camps immer wieder angeregt wurde, erhält viel Zuspruch innerhalb der Gemeinschaft. Die Öko-Gruppe, die seit etwa eineinhalb Jahren aktiv ist, hat dazu eine Umfrage gemacht.

Eine Öko-Gruppe im ZEGG? Ist nicht das ganze ZEGG „öko“? Die Gruppe setzt einzelne Maßnahmen um, wie Shampoo zur Plastikvermeidung im 25l-Kanister zu bestellen, ist aber bleibt auch an größeren Projekten dran, wie z.B. ein Carsharing mit Elektro-Autos für die Gemeinschaft.

Dass das ZEGG nun zum dritten Mal einen Agenda-21-Nachhaltigkeitspreis des Landkreises Potsdam-Mittelmark bekommen hat, ist wirklich nachvollziehbar, gibt es doch viele Beispiele für gelebte Nachhaltigkeit. Der Preis wurde dieses Mal 2020 für die Terra-Preta-Methode verliehen. In der Vergangenheit gab es Preise für das Energieversorgungskonzept und für Projekte im Bereich Ökologie, Energie und Wasser.

Seit vielen Jahren baut Achim Ecker mit Helfer*innen aus der Gemeinschaft und von außerhalb den Boden des ZEGGs mit Terra Preta auf. Der Erfolg ist sichtbar – trotz des kargen brandenburgischen Sandbodens und zunehmender Trockenheit in den letzten Jahren blüht und grünt es auf dem ZEGG-Gelände. Terra Preta bietet auch optimale Startbedingungen für die über 1.100 neugepflanzten Bäume, die seit 2019 und 2020 im ZEGG wurzeln. Die letzten davon wurden Anfang Dezember 2020 in einer Gemeinschaftsaktion gepflanzt. Es handelt sich vor allem um klimaangepasste Baumsorten. Durch die Hitzesommer der letzten Jahre sind über 100 heimische Bäume abgestorben, nun braucht es Arten, die mit zunehmender Hitze und Trockenheit klar kommen.

Wir tun also eine Menge. Und das reicht uns noch nicht mal – in der Öko-Gruppe wird immer weiter überlegt, wo wir uns noch verbessern können. Zudem versuchen wir mehr und mehr, unsere Lösungen auch einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren, zum Beispiel mit der Liste ZEGG for Future . Das alles zeigt, dass uns die Zukunft des Lebens wichtig ist: Wir handeln politisch, indem wir Lösungen für ein nachhaltiges Leben finden und anwenden.

Foto Demo

Gleichzeitig sind wir uns aber bewusst, dass es neben dem Einsatz von Einzelnen, selbst wenn er möglichst sichtbar gemacht wird, auch Maßnahmen auf einer politischen Ebene braucht. Seit vielen Jahren beteiligen sich ZEGGies an Demonstrationen und politischen Aktionen, z.B. beim G8-Gipfel, bei Castor-Transporten, im Hambacher Forst, gegen das Freihandelsabkommen TTIP, bei den „Wir-haben-es-satt“-Demos und in letzter Zeit verstärkt bei Klima-Aktionen von Extinction Rebellion und Fridays for Future. Wir haben uns an digitalen Protesten und auf der Straße beteiligt, haben eine kreative Baum-Demo ins Leben gerufen und Petitionen mitgezeichnet. Wir sind in diesem Jahr Unterstützer der Initiative Stop Ecocide geworden. Diese setzt sich dafür ein, dass Ökozid, also Verbrechen gegen die Ökosysteme, ein internationaler Straftatbestand wird.

Nicht nur beim Thema Umwelt ist es uns wichtig, Farbe zu bekennen – wir sind Unterstützer von United4Rescue und stehen damit als ZEGG für Seenotrettung. Bereits seit fast 20 Jahren ist das ZEGG zudem Unterstützer von attac. In den vergangenen Jahren waren Menschen aus dem ZEGG in der Geflüchtetenhilfe aktiv, luden im Rahmen des Projekts „people meet people“ zu Begegnungsabenden mit Geflüchteten ein und engagierten sich seit dessen Gründung im Belziger Infocafé „Der Winkel“, das sich für Toleranz und gegen Rechtsextremismus einsetzt. Derzeit überlegen wir einen Beitritt zu einem Bündnis gegen Rechts.

Was wir für politisch wichtig halten, drücken wir auch dadurch aus, wen wir als Gastredner*innen auf Festivals und sonstigen Veranstaltungen einladen. Roman Huber stellte den Verein „Mehr Demokratie“ vor und in den vergangen Jahren gestalteten immer wieder Aktivisten von Fridays for Future und Extinction Rebellion Teile von Festivals mit. Es wird aber auch ganz konkret, wenn beispielsweise Philipp Gerhardt über nachhaltige Landwirtschaft mit Baumfeldwirtschaft (Agroforst) referiert – eine Methode, die wir bald auch selbst anwenden wollen. Das sind nur einige Beispiele. Menschen, die uns besuchen, werden nicht nur vom ZEGG inspiriert, sondern inspirieren auch uns.

Das ZEGG ist politisch. Wir stehen längst nicht mehr nur bei den Themen Liebe und Sexualität für einen Kulturwandel. Und wir vernetzen uns mit denen, die in die gleiche Richtung arbeiten wie wir. Auch mit dir, der bzw. die du unsere Arbeit wertschätzt und mit Spenden unterstützt! Immer wieder erleben wir auf den Camps, wie sehr unsere Gäste unsere Werte auch leben und eure Anregungen uns voranbringen. Danke auch dafür!